Phase 3.1

Literatur

Ich lese, also kann’s was werden

Wissenschaftliche Arbeiten sind enorm intertextuell. Du beziehst dich immer wieder auf die wissenschaftlichen Ergebnisse anderer. Um dies zu tun, musst du zwei Dinge erledigen:

  1. Literatur suchen und verarbeiten
  2. die Literatur richtig zitieren.

In dieser Phase lernst du, …

  • wo du Literatur findest,
  • was gute wissenschaftliche Literatur ausmacht,
  • welche Literatur zu deinem Thema passt,
  • wie du die Werke effizient verarbeitest und
  • wie du auf die gefundenen Werke verweist (Zitation).

WICHTIG:

Kennst du den Witz mit dem „Totmischen“? Dieser Kalauer geht so: Du spielst mit ein paar Menschen Karten. Runde 3, Maria muss geben. Gedankenverloren mischt sie. Und mischt. Und mischt. Und … Ja.

Dann sagt Holger: „Es soll Menschen geben, die sich totgemischt haben“. Die ganze Runde lacht, Maria teilt endlich aus. Warum wir das erzählen? Es soll auch schon Menschen gegeben haben, die vor lauter Lesen das Schreiben ihrer Thesis vergessen haben. Macht keinen Sinn, deshalb kommt hier unsere Philosophie für diese und die nächsten Phasen:

Du verinnerlichst die wichtigsten Prinzipien zu einer Aufgabe und wendest sie BEISPIELHAFT an. Hier erstellst du drei Exzerpte; beim Schreiben verfasst du zunächst ein Kapitel. Dann geht’s weiter, bis du die verschiedenen Aufgaben des wissenschaftlichen Arbeitens gleichzeitig absolvierst.

INFO:

Eine der häufigsten Fragen an dieser Stelle: Muss/soll/darf ich Citavi, Zotero o. Ä. nutzen?

Antwort: Du darfst, musst aber nicht. Wenn du von Anfang an richtig zitierst und bibliographierst, kommst du auch ohne Literaturverwaltung gut voran. Schaden tut sie aber nicht.

Ein neuer Abschnitt steht bevor, jetzt aber los

Die Prinzipien der Literaturauswahl

    • Aktualität:

Neue Werke bilden den aktuellen Forschungsstand ab, ältere Werke sind für historische Abrisse/Bereichsentwicklungen reserviert. Du solltest primär aus neuen Quellen zitieren.

Verwende zudem immer die aktuellste Auflage eines Werks.

    • Quantität und Varianz:

Je geforderter Seite solltest du mindestens eine Quelle im Literaturverzeichnis haben; zwei sind besser. à 60 Seiten = mind. 60 Quellen im Literaturverzeichnis.

    • Prüferorientierung:

Warum nicht erstmal in einem Werk eures Prüfers/eurer Prüferin schauen, welche Themen er/sie bearbeitet und welche Literatur im Quellenverzeichnis angegeben wird?

    • Bezug zu Thema und Fragestellung:

Das ist der erste Grund, warum du die Makrostruktur deiner Thesis bereits erstellt hast. Schon beim Lesen dient dir diese als Orientierung. Lies nur das, was auch zu deiner Makrostruktur passt.

INFO:

Alles, was du tust, soll relevant sein. Das heißt: Du liest nur, was zu deiner Fragestellung passt. Du exzerpierst nur, was zu deiner Fragestellung passt. Du schreibst nur, was zu deiner Fragestellung passt.

Vorbereitung der Literatursuche

Wo finde ich Literatur?

  • Bibliotheken über Online-Suche
  • Datenbanken (für BWL bspw. DBIS)
  • ggf. Fernleihe
  • auch Citavi beinhaltet ein Datenbanksystem
  • GoogleScholar uvm.

Wie erfahre ich, ob Literatur zu meiner Thesis passt?

Um zu erfahren, ob sich Werke für deine Thesis eignen, kannst du folgendermaßen vorgehen:

  1. Wähle einen Kanal, auf dem du nach Literatur suchen möchtest.
  2. Gib deine Titelbegriffe (Obergliederungsebenen, Mindmap) dort ein.
  3. Schau dir das Inhaltsverzeichnis der gefundenen Quellen an – passt immer noch?
  4. Identifiziere ein oder zwei Kapitel aus dem Werk, die für deine Thesis interessant erscheinen.
  5. Lies Einleitung und Fazit dieser Kapitel – immer noch relevant?
  6. Lies und exzerpiere (mehr dazu gleich)

Aufgabe 1:

Nimm dir etwas Zeit und wähle zunächst sieben Werke, die für deine Fragestellung relevant sind. Notiere sie in der Ergebnisdatei.

MERKE:

Es ist erlaubt, bestehende Werke zu wählen, falls du zu deinem Thema schonmal etwas geschrieben hast oder ein Exzerpt abgeben musstest.

Zitation und Bibliographie – Literaturverwaltung

Gut, die ersten von vielen Werken stehen. Doch bevor du an den Quellen arbeitest, schauen wir uns an, wie du sie verarbeiten solltest, um wissenschaftlichen Standards zu genügen. Denn die gewählte Literatur fließt in dein Quellenverzeichnis und deinen Text ein. Im Fachjargon nennt sich dies Bibliographie und Zitation.

Prinzipien der Zitation

Zitation bezieht sich auf deine Literaturverweise im Text – je nach Zitationsstil (mehr dazu in Aufgabe xy). Folgendes solltest du dabei beachten:

Einheitlicheit

Halte dich an deinen Zitationsstil. Bei Unklarheiten setze auf einheitliche Zitation – so zeigst du, dass du dir beim Zitieren etwas gedacht hast.

Primärzitation

Du gibst immer die Quelle an, in der ein Zitat/Gedanke zuerst ausgedrückt worden ist.

Bsp.: Kuckartz 2016 schreibt: „Die qualitative Inhaltsanalyse ist als effiziente Methode der empirischen Sozialforschung auszuweisen (vgl. Mayring 2015, S. 18).“

Möchtest du diesen Gedankengang übernehmen, musst du ihn in Mayring 2015 suchen und mit dessen Werk belegen.

Gleiches gilt für die Übernahme von Zitaten, die nicht vom Autor eines Werkes stammen. Bsp.: In Kuckartz 2016 steht: „Sprache entsteht im Gebrauch“ (Wittgenstein).

Du solltest das Originalzitat von Wittgenstein suchen. Solltest du dieses nicht finden, gibt es folgenden Ausweg: „Sprache entsteht im Gebrauch (Wittgenstein, zit. n. Kuckartz 2016, 15).

Genauigkeit

Gib Textstellen so genau wie möglich an, also immer mit der Seitenzahl, auf der ein Gedankengang steht.

Wenn sich ein Gedankengang über zwei Seiten streckt, zitierst du wie folgt: (vgl. Mayring 2015, 20 f.). Bei mehr als zwei Seiten: (vgl. Mayring 2015, 20 ff.)

Autorenschaft

Bei Sammelwerken gibst du immer den konkreten Autor an.

Schreibt Kuckartz bspw. einen Artikel in einem Band, herausgegeben von Müller 2016, lautet der Beleg im Text: (vgl. Kuckartz 2016, 15). Informationen über die konkrete Autorenschaft finden sich im Inhaltsverzeichnis oder in den einzelnen Artikeln.

Haben mehrere Autoren einen Artikel oder ein Buch gemeinsam verfasst, gilt Folgendes:

Zwei Autoren: (vgl. Kuckartz und Müller 2016, 15).

Drei und mehr Autoren: (vgl. Kuckartz et al. 2016, 15).

Verbote
  • Zitiere nicht nach Wikipedia.
  • Zitiere keine anderen Bachelor- oder Masterarbeiten.

Beispiel:

Harvard: Die Klammer mit dem Verweis steht, sofern möglich, stets vor einem Satzzeichen. Meist wie folgt: […] (vgl. Kuckartz 2010, 10).

Fußnote: Jede Fußnote endet mit einem [Punkt] und beginnt mit einem Großbuchstaben. Bsp.: Vgl. Kuckartz 2010,10.

Aufgabe 2:

Es gibt verschiedene Arten der Zitation. Wir können im Text (Harvard) oder in Fußnoten zitieren. Suche die Informationen zu deinem Zitationsstil zusammen und packe sie in die Ergebnisdatei.

Einzelverweise und ihre Unterscheidungen

In deiner Arbeit wirst du direkte Zitate verwenden (nicht zu viele, bitte); indirekte; aus Online-Quellen usw. Was dabei wichtig ist…

Direkte Zitate

Bei einem direkten Zitat übernimmst du einen Gedankengang aus einem Werk wörtlich. Bedenke dabei die Satzzeichen.

Aufgabe 3:

Erstelle ein Beispiel für direkte Zitation in deinem Zitationsstil (einzutragen in der Ergebnisdatei).

Beispiel Harvard:

„Die Welt ist keine Scheibe.“ (Galileo Galilei 1475, 2)

INFO:

Jetzt folgen einige weitere Differenzierungen in der Zitation. Für jede einzelne erstellst du Beispiele. Scrolle für die nächste Aufgabe gerne hoch und runter.

Teilzitat

Ist ein (Teil-)Zitat in einen Satz integriert, steht der Punkt hinter dem Verweis bzw. bei Fußnotenzitation hinter dem Anführungszeichen.

Im Jahre 1475 behauptete Galileo Galilei erstmals, „[d]ie Welt ist keine Scheibe“ (vgl. Galileo Galilei 1475, 2). Oder: …ist keine Scheibe“.

Angabe von Online-Quellen im Text

Online-Quellen haben im Text ebenfalls einen Autor, aber ggf. keine Seitenzahl, es sei denn, diese ist ersichtlich. Die Jahreszahl ist ebenfalls entweder ersichtlich oder kann aus dem Copyright, meist im unteren linken Eck der Seite, abgelesen werden.

Der Regelfall ist der folgende: (vgl. Text-Kompass 2016).

Intertextuelle Verweise

Es ist ebenso erlaubt, innerhalb deines Dokuments Verweise zu erstellen. Wiederholt ein Gedankengang etwas aus einem vorherigen Kapitel bzw. beziehst du dich auf diesen Gedankengang, so steht: (s. Kap. 2.3). Erläutert eine Passage eine Abbildung oder lässt sich mit einer Abbildung begründen, so steht: (s. Abb. 1).

Originalzitate und indirekte Verweise

Die wörtliche Übernahme einer Textpassage von einem anderen Autor, d. h. ein Zitat, wird folgendermaßen dargestellt:

„Die Linguistik beschäftigt sich mit Sprache“ (Felder 2015, 15).

Die Reformulierung bzw. der indirekte Verweis auf einen entlehnten Gedankengang sieht wie folgt aus:

Als Lehre von der Sprache nimmt die Linguistik sprachliche Perspektivierungen zu definierten Sachverhalten in den Blick (vgl. Lexikon der Sprachwissenschaft 2015, 15).

Aufgabe 4:

Öffne die Ergebnisdatei und erstelle ein Beispiel für jede Zeile der Tabelle „Zitationsbeispiele“ in deinem Zitationsstil.

TIPP:

Öffne die Seite in der Ergebnisdatei immer wieder – bis du deinen Zitationsstil auswendig kennst.

Weiter geht’s

Auf der nächsten Seite stellst du sicher, dass auch in deinem Literaturverzeichnis nichts schiefgeht.