Autor: Christian Gugumus

Deine Thesis muss, nein soll die Welt nicht verändern

„Sehr geehrter Herr Gugumus,

wie jeder seriöse Verlag publizieren wir keine Masterarbeiten mehr …“

Das habe ich gelesen, als ich meine Masterarbeit veröffentlichen wollte. Warum ist das eigentlich so? Ich denke, weil Bachelor- und Masterarbeiten zu wenig Erkenntnispotential in sich tragen. Dafür ist die Erarbeitungszeit zu kurz. Und: Wissenschaftlicher Fortschritt entsteht Schritt für Schritt, in langen Prozessen. Das bedeutet für Thesis-Schreibende: Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens ist wichtiger als die weltverändernde Idee für deine Thesis. Wie ich zu dieser Einschätzung komme, zeige ich dir in diesem Blogpost.

Mitte 2018 war es endlich so weit. Nach dreimonatigem Warten auf meine mündliche Prüfung und zweimonatigem auf mein Zeugnis durfte ich mich endlich Master der Linguistik nennen. In meiner mündlichen Prüfung habe ich dann auch die Note für meine Masterarbeit bekommen. Mein Prof hat mir wärmstens empfohlen, meine Thesis zu publizieren. Die Suche nach einem Verlag gestaltete sich als problematisch. Obige Nachricht erhielt ich von allen Verlagen, die ich angefragt habe. Die Notlösung: Über den Open-Source Dokumentenserver der Uni Heidelberg konnte ich meine Masterarbeit ohne Kosten öffentlich zugänglich machen.

Ich habe mir in der Folge Gedanken über die Verlagspraxis bezüglich wissenschaftlicher Qualifikationstexte gemacht. Dabei ist mir eine Parallele zu meinen Schreibcoachings aufgefallen. Immer wieder sage ich zu meinen Coachees: „Du musst die Welt mit deiner Thesis nicht verändern. Stattdessen kannst du stets nur einen bestimmten Ausschnitt deines Themas aus einem bestimmten Blickwinkel beleuchten.“

Das hat zur Folge, dass dieser Ausschnitt und die Perspektive auf das Thema ausgewählt werden müssen. Mit anderen Worten: Das Thema muss eingeschränkt werden. Denn wenn ich sage „Du musst die Welt nicht verändern“, ist das nicht ganz richtig. Du kannst sie mit deiner Thesis nicht verändern. Dafür sind drei bis sechs Monate einfach zu wenig Zeit. Anders ausgedrückt: Die Komplexität wissenschaftlichen Arbeitens ist zu hoch, um alle Aufgaben so zu lösen, dass ein überkreatives Produkt entsteht.

Also:

Lass die Siebenmeilenstiefel dem Gestiefelten Kater

Oft sind es die kleinen Dinge, die große Veränderungen bewirken. Fortschritt erscheint uns meist als riesiger Sprung aus dem Nichts heraus. Dabei ist Innovation meist die Anpassung, Spezifizierung oder Generalisierung eines gewissen Aspekts innerhalb eines Produktes oder einer Dienstleistung.

Wie ist bspw. Zalando großgeworden? Indem sie das Konzept anderer Onlinemodeanbieter leicht adaptierten – sie haben die Versandkosten abgeschafft. Ziemlich klug, weil langfristig gedacht. Der Kunde, der vier Kleidungsstücke zu Hause hat, kauft eher eines mehr als eines zu wenig.

Kleiner Schritt, große Wirkung.

Auch wissenschaftlicher Fortschritt funktioniert so. Der Nobelpreisträger für Wirtschaft hat bestehende Berechnungsmodelle für die ökonomische Prognose um Aspekte des Klimawandels ergänzt. Die Veränderung einer Variable, das ist natürlich trotzdem viel Arbeit und ebenso genial. Es ist jedoch keine aus dem Nichts hervorkommende Kalkulation.

Für deine Thesis steht dir zu wenig Zeit zur Verfügung, um einen bahnbrechenden Wandel zu initiieren. Du kannst daher die Welt nicht verändern. Was andere in zwanzig Jahren nicht schaffen, musst du nicht in zwei bis fünf Monaten erledigen.

Daher: Baue auf dem Bestehenden, der Literatur und den aktuellen Modellen, auf, und adressiere einen ganz bestimmten Aspekt. Diesen beleuchtest du mit einer empirischen Methode und kannst dann sagen, dass weitere Forschung die gefundenen Zusammenhänge überprüfen sollte.

Das ist realistisch. Und dafür brauchst du eine handhabbare, eingeschränkte Forschungsaufgabe.

Disclosure: Das heißt natürlich nicht, dass du in deiner Thesis nicht auf Intuitionen aufbauen oder kreativ sein sollst.

Aber: Es kommt in Bezug auf die Notengebung mehr auf die saubere Herleitung des Forschungsstandes und die saubere empirische Herangehensweise an als auf die weltverändernde Idee.

Technik vor Weltveränderung. Zweiteres kannst du an anderer Stelle versuchen 😊

Aus eigener Erfahrung

Ich spreche hier aus eigener Erfahrung. Vor meiner zweiten Bachelorarbeit dachte ich: Bisher hast du viele sehr gute Unitexte geschrieben und machst jetzt mal etwas ganz Besonderes. Auf 40 Seiten, so mein Plan, wollte ich die Motivationspsychologie und die Verhaltensforschung in Bezug auf Entscheidungen mit der Sprachwissenschaft zusammenbringen. Meine nichtempirischen Elemente waren meine Intuition und Literatur. Ganz schlechte Basis, weil Intuitionen kein wissenschaftliches Fundament bilden und ich keine Empirie durchgeführt habe, um die nichtvorhandene Basis zu überprüfen. Nach acht 70-Stunden-Wochen, etlichen Gliederungsänderungen und im Dunkelnstochern stand meine Thesis. Sie war mit einer 1,7 die schlechteste Arbeit, die ich in der Germanistik geschrieben habe.

In diesem Moment der Enttäuschung, schließlich hatte ich die Welt nicht verändert, wurde übrigens eine Idee geboren: die Systematisierung wissenschaftlichen Arbeitens für Christian Gugumus. Mit einem System und einem Konzept wollte ich die Wahrscheinlichkeit für Bestnoten in meinen wissenschaftlichen Arbeiten erhöhen. Anderthalb Jahre später ging ich dann in das Coaching anderer Studierender über. Das Ergebnis ist der Thesis-Pilot von Text-Kompass.

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Publikationsalternative

Jedenfalls: Verlage wissen, dass Fortschritt auf technisch sauberer Wissenschaft beruht. Daher publizieren sie eben keine Bachelor- und Masterarbeiten. Ein bisschen schade, aber auch verständlich.

Möchtest du dennoch mal in meine Masterarbeit reinlesen? Du findest sie auf dem Open-Source-Server der Universität Heidelberg. Hier durfte ich mit Bestnote und auf Empfehlung meines Profs publizieren, allerdings eben nicht in einem seriösen Verlag.

Danke fürs Lesen und viel Spaß bei der Lektüre meiner Masterarbeit: [link]

Dein Text-Kompass

PS:

Im Thesis-Piloten dient meine Masterarbeit Studierenden von der Themenfindung bis zur Abschlusskorrektur als Beispiel. So können sie ihre eigenen Aufgaben effizienter lösen und kommen zu besseren Noten. Weitere Informationen zum Thesis-Piloten findest du unter: …

Autor:

Christian Gugumus

(Gründer von Thesis-Pilot)

 

Autor:

Christian Gugumus

(Gründer von Thesis-Pilot)